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Arbeitsgruppe Lobotomie: Unerhört! (Review)
Artist: | Arbeitsgruppe Lobotomie |
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Album: | Unerhört! |
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Medium: | CD/LP/Download | |
Stil: | Satirischer Bewegungs-Metal |
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Label: | Legwespenprodukte | |
Spieldauer: | 45:13 | |
Erschienen: | 24.02.2023 | |
Website: | [Link] |
Sicher könnte „Unerhört!“ sowohl die bandeigene Kategorisierung, als auch eine scharfsinnige Beschreibung der (immer noch aktuellen) gesellschaftlichen Zustände sein.
Aber fangen wir von vorne an: Die ARBEITSGRUPPE LOBOTOMIE beschreibt ihre Musik als satirischen Bewegungs-Metal und meint damit eine Mischung aus harten Gitarren, druckvollem Groove, der immer mal in die Beine oder den Nacken geht, und einer dezenten elektronischen Würzung.
Die Texte legen dabei auf scharfzüngige, aber auch clevere Weise den Finger in diverse Wunden der Gesellschaft.
So geht es in „Kriegsenkel“ u.a. um die immer noch fortschreitende gesellschaftliche Zerrüttung aufgrund von Meinungen, (politischer) Propaganda und Glaubensfragen.
Auch mit „Spalter“ sorgen AGL für Zündstoff.
Es geht um die spaltende Rolle der Medien (nicht nur) in jüngster Vergangenheit, aber auch grundsätzlich um (Massen-)Manipulation und sog. Meinungskriege, die im Großen wie im Kleinen ausgetragen werden.
Noch einen Schritt weiter geht „S.T.A.S.I.“, das in aller (satirischer) Deutlichkeit vom Denunziantentum staatsgläubiger Bürger gegenüber sog. Abweichlern handelt.
Dass das sicher nicht immer angenehm ist, und je nach Hörergemüt vielleicht auf den falschen Acker fallen kann, ist so gut wie vorprogrammiert.
Aber das macht die Thematik nicht weniger wichtig und vor allem nicht weniger aktuell.
Stücke wie „Abgründe der Lust“ beschäftigen sich auf beinahe zynische Art mit allerlei Fetischen und der Frage was Lust kann und darf, oder eben doch nicht. Es geht aber auch um egoistische Geisteshaltungen und die daraus resultierenden Zuständen einer Gesellschaft.
Mit ihren Texten arbeiten sich ARBEITSGRUPPE LOBOTOMIE also nicht zu knapp an den Reibungspunkten der Gesellschaft ab und das machen sie auf eine sarkastische Art, die immer auch sympathisch wirkt.
Musikalisch vereinen sich stampfende Rhythmen und drückende Gitarren mit Synthesizern und einem erheblichen EBM-Anteil. Das lässt immer wieder Bezüge zur schwarzen Szene aufkommen und auch der musikalische Einfluss von Bands wie EISBRECHER ist nur bedingt von der Hand zu weisen.
Zweifellos haben die Lieder Qualität, auch wenn die eine oder andere Kombination von mehrstimmigem Gesang, bestehend aus tiefer Männerstimme, (fast) überzogen grazilem Damengesang und stampfenden Metal-Grooves mit elektronischen Einflüssen hier und da sicher ein, zwei Anläufe braucht.
Dass AGL aber eben doch einige sehr ernste Themen aufarbeiten oder wenigstens ansprechen wollen, zeigen die Musiker auch mit Songs wie „Lebendige Ersatzteillager“. Wie der Name vermuten lässt, geht es um Organhandel und so manchen Zusammenhang mit sog. Institutionen. Spinnt man den thematischen Faden ein bisschen weiter, könnte auch die Form von Organspende generell infrage gestellt bzw. kritisiert werden.
Auch damit legen AGL den Finger sehr deutlich in eine von vielen Wunden unserer Gesellschaft und unterstreichen damit ihre Relevanz erneut.
Ob diese Relevanz dank der, zunächst etwas gewöhnungsbedürftigen, klanglichen Mischung dieses Albums ein wenig in den Hintergrund rückt, ist im Grunde egal. Denn die Musik wirkt immer wieder wie ein Theaterstück. Dadurch hat „Unerhört!“ auch etwas von einem Drama, das aber in Musik verpackt wurde anstatt im klassischen Dialog dargeboten zu werden.
FAZIT: „Unerhört!“ wird seinem Titel insofern nicht gerecht, als dass die Musik der ARBEITSGRUPPE LOBOTOMIE richtig gut gemacht ist und spannend ausfällt. Auch dass die Musiker sich selbst keinen Maulkorb verpassen und durchaus ernste Themen ansprechen, ist ein Pluspunkt dieses Album. Dass die Songs aber genug Potenzial für Streitgespräche unter Musikästheten und Wortklaubern bieten könnten, macht den Titel des Albums, unter diesem Aspekt betrachtet, wiederum recht passend.
- 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
- 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
- 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
- 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
- 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
- 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
- Seite Uner:
- Intro
- Euthanasie
- Gefühle
- Spalter
- S.T.A.S.I.
- Abgründe der Lust
- Seite hört!:
- Tanz
- Kriegsenkel
- Du
- Lebendige Ersatzteillager
- Hoffnung
- Ich kann nichts dafür
- Unerhört! (2023) - 11/15 Punkten
- Etikettenschwindel (2024) - 11/15 Punkten
- Etikettenschwindel – die zweite (2024) - 11/15 Punkten
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