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Stephan Micus: Behind Eleven Deserts (1978) 'INTUITION-Master-Series' (Review)
| Artist: | Stephan Micus |
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| Album: | Behind Eleven Deserts (1978) 'INTUITION-Master-Series' |
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| Medium: | CD/LP/Download | |
| Stil: | New Age, Weltmusik, Jazz, Ambient |
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| Label: | INTUITION/edel Kultur | |
| Spieldauer: | 43:51 | |
| Erschienen: | 21.11.2025 | |
| Website: | [Link] |
Ein kleines historisches, aber leider längst vergessenes und übersehenes Meisterwerk?! Eins, das mit seine ersten Flötentönen sofort begeistert – und dann seine Wirkung bis zum Ende der knappen, sehr weltmusikalisch geprägten Musikdreiviertelstunde dauerhaft aufrecht erhält.
Kann man das wirklich genauso behaupten, wenn sich „Behind Eleven Deserts (1978)“ von STEPHAN MICUS auf dem Plattenteller dreht?
Nach 47 Jahren und mit einem gehörigen Abstand zum Jahr 1987, als noch die Mauer stand und Digitalisierung ein unerforschtes Feld war, darf die Behauptung ohne schlechtes Gewissen in den Kritikerraum gestellt werden – also: „Behind Eleven Deserts (1978)“ von STEPHAN MICUS beeindruckt durch seine weltmusikalische Andersartigkeit.
Denn der 1953 geborene deutsche Jazzmusiker, Sänger und Komponist verzaubert mit seiner Musik dadurch, dass er mit verschiedenen traditionellen Instrumenten aus allen Teilen der Welt ein breites, oft Ambient- und Indio- sowie Indien-ähnliches musikalisches Spektrum entwickelt, das von RAVI SHANKAR über CHRIS HINZE bis TRILOK GURTU reicht. Speziell widmet er sich hierbei der Sitar, der Shakuhachi und der Nay (Flöten), der Steelpan (Stahltrommel), der 10- und 14-saitigen Gitarre, der Kalimba-Zither oder der Sho (Mundorgel der höfisch-japanischen Musik). So wird sein 1978er-Album, das endlich im Rahmen der 'INTUITION-Master-Series' in vorbildlicher Stereo-Klangqualität wieder auf Vinyl erhältlich ist, zu einem wahren Wüstentrip durch gänzlich unterschiedliche Musik-Kulturen, die es zu ergründen gilt, womit auch die Symbolkraft hinter dem Albumtitel geklärt ist, die als Redewendung für ausgiebige Entdeckungsreisen um die Erde gilt, ähnlich wie das Bild von den 'sieben Meeren'.
Fast durchgängig wird „Behind Eleven Deserts (1978)“ von einer breit gefächerten Weltmusik-Komponente mit perkussiven Schlagrhythmen und indianisch erscheinendem Gesang durchzogen.
Entspannende Ruhe trifft auf romantische Finsternis aus akustischem Schönklang und geheimnisvollem Instrumental-Klang voller traditioneller, mitunter nie gehörter Instrumente.
Flöten, die oft, wenn man glaubt, sich mit seinen Ohren in der totalen Finsternis zu verlaufen, immer wieder das Licht am Ende des Musik-Tunnels auftun.
Stimmen, die plötzlich auftauchen, so als würden die Schamanen zu ihren Ritualen aufrufen, um dann, perkussiv vertrieben, plötzlich wieder im Nebel des Nichts zu verschwinden.
Die Musik hinter „Behind Eleven Deserts (1978)“ wirkt nicht nur auf die Ohren, sondern offensichtlich auch auf's Unterbewusstsein.
Dunkle Stimmungsbilder und getragene Percussion-Klangwelten, die einem das Gefühl vermitteln, man würde sich durch einen unberührten, finsteren Dschungel bewegen, während einem die mal tiefen, mal hellen Flötenklänge den Weg eindrucksvoll navigieren, bestimmen die Atmosphäre hinter den elf Wüstengebieten der Erkenntnis von Unerforschtem, die STEPHEN MICUS heraufbeschwört.
So wirkt dann eine akustische Gitarre wie auf „Pour La Fille Du Soleil“ regelrecht befreiend, denn sie erhellt die Grundstimmung mit zartem Flamenco-Flair. PACO DE LUCIA scheint nicht weit zu sein. Ein unerwarteter Stimmungswechsel, den uns Micus hier offeriert – und er singt sogar dazu, wobei er den Gitarrenresonanzkörper gleich noch als Schlaginstrument nutzt. Das klingt richtig gut.
Die letzten zwölfeinhalb Minuten widmet der deutsche Musik-Weltreisende dem „The Song Of Danijar“ und besonders der Kalimba-Zither und der Sitar. Hierbei entführt er uns auch diesmal in die unergründlichen Welten der ungewöhnlichen Klänge, die er im Eindruck seiner eigenen Zeilen auf der LP-Rückseite erneut entfacht:
setze mich nieder und warte auf den Ozean,
dass er kommt, um meinen Wahnsinn
zu lesen und davonzuspülen
und ihn in seinem Herzen zu bewahren,
auch wenn ich dies schon hunderte Male versucht habe...
Wer diese (weisen?) Worte versteht, versteht wohl auch die Musik auf „Behind Eleven Deserts (1978)“ dazu.
Wer allerdings nicht mehr dazu in der Lage ist, im Zeitalter der Digitalisierung und des medialen Wahnsinns seine innere Ruhe zu finden und auf einen imaginären Ozean zu warten, der wird sich besser doch von den ewig gleichen Wellenbewegungen, welche das permanente Treten im (digitalen) Hamsterrad der Moderne verursacht, davontragen lassen...
FAZIT: Im Rahmen der 'INTUITION-Master-Series' erscheint das erstmals 1978 veröffentlichte Album „Behind Eleven Deserts“ des deutschen Jazzmusiker und Weltenbummlers STEPHAN MICUS, auf dem er voller Leidenschaft traditionelle und exotische Instrumente aus aller Welt spielt, aber auch als Sänger seine (manchmal schamanisch anmutende) Stimme erhebt. Hierbei begibt er sich in oft dunkle Harmonien, welche durch kristallklare balinesische und indische Flöten oder akustische Gitarren durchdrungen und erhellt werden. Mitunter entstehen hierbei meditative Klangwelten, welche den Hörer in die unterschiedlichsten Kulturen entführen und bei all den Grenzüberschreitungen immer wieder gefangennehmen. Ein herrlich friedvolles, aus der Zeit gefallenes Album, das gerade in diesen kriegerischen Zeiten so wertvoll wie eine weiße Fahne ist.
- 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
- 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
- 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
- 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
- 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
- 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
- Seite A (20:15):
- Salinas Dance (5:29)
- Behind Eleven Deserts (5:10)
- Katut (5:26)
- I Went On Your Wing (4:10)
- Seite B (23:36):
- Over Crimson Stones (4:45)
- Pour La Fille Du Soleil (6:18)
- The Song Of Danijar (12:33)
- Gesang - Stephan Micus
- Gitarre - Stephan Micus
- Schlagzeug - Stephan Micus
- Sonstige - Stephan Micus (Sitar, Shakuhachi, Steelpan, Nay, Kalimba-Zither, Sho)
Interviews:
-
keine Interviews
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