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Henning Schmiedt: Mikis Theodorakis – Lost Songs (Review)

Artist:

Henning Schmiedt

Henning Schmiedt: Mikis Theodorakis – Lost Songs
Album:

Mikis Theodorakis – Lost Songs

Medium: CD/LP/Download
Stil:

Klavier- und Weltmusik, Klassik

Label: Intuition/edel kultur
Spieldauer: 37:57
Erschienen: 25.07.2025
Website: [Link]

„Ich setzte mich ans Klavier, drückte die Aufnahmetaste meines Tonbands und näherte mich langsam diesen vergessenen Melodien.“ (Henning Schmiedt im Begleittext auf der Innenhülle der LP)

Lasst uns über eine Legende und deren 'Verlorene Lieder' sprechen, während wir dabei in unseren Kino-Erinnerungen mit Anthony Quinn als Alexis Sorbas den Sirtaki tanzen.
Eine wahrhafte Legende aus Griechenland, deren Name sofort fällt, wenn man über die Musik dieses antiken Landes und ihre tiefgreifende Wirkung auf die ganze Welt philosophiert.
Ein Mann, der einerseits Jahrzehnte lang tiefe Spuren in ganz unterschiedlichen – oft klassischen Musik-Stilen – hinterließ und andererseits im Juli dieses Jahres seinen 100. Geburtstag gefeiert hätte, wenn er nicht im hohen Alter von 96 Jahren am 2. September 2021 in Athen verstorben wäre: MIKIS THEODORAKIS!


Aus Anlass seines 100.Geburtstags erscheint eine kleine Sensation, die wohl kaum jemand in dieser Art erwartet hätte. Maßgeblich an ihr beteiligt ist der deutsche Pianist HENNING SCHMIEDT, der Theodorakis Mitte der 1990er-Jahre auf dessen Europa-Tournee begleitete und einen engen Kontakt zu Theodorakis pflegte. Denn auf „Lost Songs“ präsentiert der Klavier-Virtuose (und Komponist einer Vielzahl von Film- und Theatermusiken) unveröffentlichte Theodorakis-Lieder, die er diesem im Jahr 2009 selber noch in Theodorakis Studio persönlich vorspielte. Schmiedts Erinnerungen daran sind unvergessen: Theodorakis hörte aufmerksam zu, konnte sich an einige Songs noch erinnern, an andere nicht mehr und machte sich dabei Notizen, um dem deutschen Pianisten die entsprechenden Hinweise zu geben, die dieser dann in seine insgesamt 14 Stücke einfließen ließ.


Die meisten Stücke waren hierbei Anfang der 1940er-Jahre entstanden, wurden 2008 am Piano von HENNING SCHMIEDT in seinem eigenen Wohnzimmer-Studio aufgenommen, wobei er sein Klavier mit der Absicht, eine besonders erdende wie intime Atmosphäre hervorzurufen, auf 432 Hz umstimmte. Nun dürfen genau diese „Mikis Theodorakis – Lost Songs“ aus Anlass des 100. Theodorakis-Geburtstags von CD und 180-Gramm-Vinyl in höchster Klangqualität genossen werden.

Wahrscheinlich werden einige in der DDR Großgewordene bei dem Namen Schmiedt besonders hellhörig, da dieser in den Jazz-Bands FUSION, die aus der in der DDR legendären KLAUS LENZ BAND hervorgegangen war, sowie BOSSA-NOSTRA spielte und intensiv mit ANGELIKA WEIZ zusammenarbeitete. Genau diese Jazz-Affinität in Kombination mit zeitgenössischer Musik verleiht dem Theodorakis-Tribut-Album einen speziellen Reiz, sodass man tatsächlich sehr breitgefächerte Piano-Kompositionen und eine einfallsreiche Umsetzung auf „Mikis Theodorakis – Lost Songs“ genießen kann.
Allerdings klingen die meisten Stücke ruhig und verträumt, mitunter fast weltfremd, wenn beispielsweise „My Sea“ wie eine traumwandlerische Reise über das sanfte griechische Meer dahinschwebt.


So gesehen trifft griechischer Komponisten-Geist auf deutsche Pianisten-Innovation zwischen zeitgenössischer Musik und Klassik sowie Jazz und Filmmusik. Eine von griechischen und deutschen Gefühlen tief durchdrungene, nuanciert dargebotene LP, die einen großen Musiker mit seinen Kompositionen der 1940er-Jugend-Jahre zu dessen 100. Geburtstag würdigt. Oder wie es Schmiedt in den englischen und deutschen Linernoretes (auf der bedruckten Innenhülle) zu seiner LP, die er zusätzlich mit „Lost Songs – eine musikalische Entdeckungsreise“ überschrieb, abschließend feststellte: „Viele Jahre vergingen, ohne dass sich ein passender Rahmen für eine Veröffentlichung fand. 'Mikis 100' – anlässlich des diesjährigen Jubiläums wird dieser Schatz endlich gehoben, als Solo-Klavieralbum, mit einem Gastbeitrag von Dominic Miller. Besonders berührend: eine bislang unveröffentlichte Aufnahme von 'Der Lindenbaum', gesungen von Mikis selbst. Diese Musik ist mehr als eine Wiederentdeckung. Sie ist eine Reise in das Herz zu den Anfängen der Schaffenszeit eines der größten Komponisten unserer Zeit. Und für mich: ein ganz persönliches Geschenk.“


Ebenso persönlich bewegend wird es für alle Hörer werden, die dieses intime Piano-Album für sich entdecken. Gerade weil es einen bei der Schönheit dieser Melodien verwundert, dass diese so lange im Verborgenen blieben. Das sich zwischen sensibel und leidenschaftlich bewegende Schmiedt-Klavierspiel lässt diese nun in ihrer ganzen gefühlvollen Schönheit erstrahlen – und setzt am Album-Ende mit „The Linden Tree (Der Lindenbaum)“, das MIKIS THEODORAKIS, der am 2. September 2021 im Alter von 96 Jahren in Athen verstarb, noch selber singt, den finalen Höhepunkt. Einer seiner endgültig letzten, aber nun nicht mehr verloren/vergessenen Songs.


FAZIT: Aus Anlass des 100. Geburtstags von MIKIS THEODORAKIS erscheint diese vom deutschen Pianisten HENNING SCHMIEDT (der eine Zeitlang musikalischer Begleiter von Theodorakis bei dessen Europatourneen war) eingespielte LP „Mikis Theodorakis – Lost Songs“ mit verloren geglaubten Theodorakis-Stücken aus dessen Jugendzeit. Fast ausschließlich am Klavier intonierte er 14 Songs aus Theodorakis' 1940er-Jugendjahren, zu denen der ostdeutsche Pianist bemerkt: „Viele Jahre vergingen, ohne dass sich ein passender Rahmen für eine Veröffentlichung fand. Anlässlich des diesjährigen Jubiläums zu 'Mikis 100' wird dieser Schatz endlich gehoben!“ Als abschließendes Highlight erklingt dann tatsächlich noch die Theodorakis-Stimme, wenn die griechische Legende „The Linden Tree“ singt. Für alle Freunde solistischer, recht melancholischer Piano-Stücke aus der Thoedorakis-Feder. Oder wie es Ina Kutulas auf der bedruckten LP-Hülle in bildhafte Worte fasst: „Vierzehn Melodien warteten im Verborgenen, bis ihre Zeit gekommen sein würde, entdeckt zu werden, hervorzutreten, sich uns zu nähern. Dieser Moment ist jetzt. Immerjetzt.“

Thoralf Koß - Chefredakteur (Info) (Review 137x gelesen, veröffentlicht am )

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Tracklist:
  • Seite A (20:49):
  • The Cricket (2:23)
  • My Sea (2:49)
  • If You Seek Joy From The Sun (3:15)
  • Andante Ma Non Troppo (3:29)
  • The Poet And The Rose (3:05)
  • Freedom (2:33)
  • Con Calore (3:15)
  • Seite B (17:08):
  • Mosso (2:34)
  • The Lake By Lamartine (2:18)
  • Moderato (2:24)
  • Wings (2:22)
  • Greek Melody (2:33)
  • Thanatos (2:44)
  • Ode To The Moon (2:25)
  • The Linden Tree (Der Lindenbaum) (1:48)

Besetzung:

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