Alles klar!
Es sind nicht mehr die digitalen Hilfs- und Arbeitsmittel, die 'abbrennen' und uns im Stich lassen...

...Es sind die Menschen, die vor den Bildschirmen dieser Geräte sitzen, die uns verbrennen und einen grandiosen, fast zentralen 'Burn Out' verpassen und am „Ende des Tages“ darüber nachdenken lassen, ob nun bald die Lichter bei uns ausgehen („Am Ende des Tages / Wünschen wir wir wären D/dichter / Am Ende des Tages / Bis sie ausgehen dann die Lichter“).

Es ist das Lieblingswort unserer Wohlstandsgesellschaft geworden, wenn es darum geht, wie sehr man doch mit allem belastet ist und wie sehr man sich doch um alles bemüht und wie extrem wichtig man selber dabei ist, sodass man nunmehr schon lauthals und stolz seinen eigenen 'Burn Out' vor sich herträgt – und daran am besten allen Anderen (nur nicht sich selbst) die Schuld gibt.
Doch wer trägt daran die Schuld?
Mit „Burn On!“ und jeder Menge Wiener Schmäh liefern uns 5/8ERL IN EHR'N ihre musikalische Antwort auf dieses Problem.

Nur Vorsicht: Diese Antwort strotzt vor Provokation. Und ist gerade aus diesem Grund so herrlich hörenswert. Noch dazu weil sie so viel Harmonie und Ruhe in sich trägt.

Ganz besonders ist hierbei auch die bunt-akustische Musik-Kombination, die mit verschmitztem Wiener Dialekt und entspanntem Soul sogar Richtung Motown schielt, dabei gleich noch ein paar kubanische Rhythmen einbaut und, wie es das anscheinend verrückt gewordene Quintett so schön unter der Band-Beschreibung auf ihrer Homepage ausdrückt: „Ein Sound zwischen Wien, Motown und Havanna, mit Blick auf das Gift unserer Zeit und auf das, was der Balsam für die Seele ist. Dafür haben sie ihre eigene Sprache entwickelt: Wiener Soul.“
Vordergründig setzen 5/8ERL IN EHR'N hierbei auf den Balsam. Sie streicheln die angekratzten Seelen und lächeln dem gestressten Zeitgenossen mit ihrer Musik die Hektik weg, weil sie „Dazwischen“ sogar mit MICKY ROSE alle Statistiken ignorieren.

Leider findet man auf der LP – selbst auf der farbenfroh bedruckten Innenhülle – nicht die abgedruckten Texte, was gerade des Wiener Dialekts wegen nicht schlecht gewesen wäre. Doch auch diesbezüglich wurde unter der Band-Homepage Abhilfe geschaffen und alle Texte (auch der sechs vorherigen Alben) gut leserlich abgedruckt, denn egal, was kommt oder was man versteht, bei diesen Wiener Bub'n und dem einen Menscherl geht immer wieder die Sonne auf.

So steigen 5/8ERL IN EHR'N auf ihrer „Burn On!“-LP gleich wie ein tolpatschiger, aber schwer verliebter und zärtlicher Gigant mit „Sanfter Riese“ und leisen Tönen ein, um kurz darauf mit Unterstützung des Jazzorchesters Vorarlberg voller fast erschreckender Laut-Leise-Harmonie-Kakophonie-Wechselspielereien festzustellen „Ruhe Macht Panik“ und dann „Schritt“ für Schritt nach insgesamt 36 Minuten zu der Erkenntnis zu kommen: „Lass uns kurz sprechen“.

Völlig neu für die Wiener Band ist zugleich, dass auf „Dazwischen“ (ein Highlight des Albums) mit MICKY ROSE ein dritter Sänger hinzukommt, der allerdings kein Wiener-Hauptstadtmensch ist, sondern als Singer/Songwriter aus einer anderen Hauptstadt kommt: MICKY ROSE aus Berlin Kreuzberg.

Und wenn man nunmehr verzweifelt als Kritiker nach etwas Ähnlichem sucht, das Erinnerungen bei dieser Musik weckt, dann fällt einem vielleicht „Verwunschen“ von ANDRÉ HELLER ein. Und ja, mit diesem beeindruckenden Vergleich können garantiert auch 5/8ERL IN EHR'N bestens leben.
Eine feine, schwer berechenbare und zugleich richtig gut anzuhörende Scheibe, die so nur aus Wien kommen kann. Echt fesch, Oida!

FAZIT: „'Burn On!' erfüllt den Zweck, den Musik schon immer hatte: Dass man mit ihr die Welt besser aushält! 'Burn On!' ist aber auch ein Tritt über die Schwelle, Spiegelbild, Fragezeichen und heilende Droge. Egal, wie weit wir auseinander sind, schöner ist das Gemeinsame. Der Aufbruch findet zärtlich statt.“ Eine interessante Beschreibung, die da 5/8ERL IN EHR'N aus Wien für ihr aktuelles siebtes Album unter ihrer Homepage finden. Und sie werden diesem hohen Anspruch durchaus gerecht bei so viel Leidenschaft, Soul, Rhythmus, Jazzappeal und frechen Texten. Dafür sollte man wohl ein eigenes Genre erschaffen, weswegen auch in dieser Beziehung das zärtliche, akustische und freche Wiener Haudrauf-Quintett vorgesorgt hat und es passend 'Wiener Soul' nennt!