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Abo Alsleben: Hella im Black-Metal-Land (Review)
Artist: | Abo Alsleben |
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Album: | Hella im Black-Metal-Land |
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Medium: | Buch | |
Stil: | Old School Black Metal |
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Label: | Eigenverlag | |
Spieldauer: | 152 Seiten | |
Erschienen: | 26.06.2024 | |
Website: | [Link] |
"Dieses Buch ist ein einziger Alptraum – Black Metal pur!" So fasst ABO ALSLEBEN den Inhalt von "Hella im Black-Metal-Land" zusammen. Gewidmet hat er seine Erzählung den Black-Metal-Pionieren Quorthon, Dead und Euronymous, und seine persönliche Bekanntschaft vor allem mit dem Mayhem-Gitarristen färbt unweigerlich auf die Lektüre des Buch gewordenen Alptraums ab: Wie viel ursprünglicher – chaotischer und unausgegorener – Black-Metal-Geist wabert durch Alslebens offenbar frisch von der Leber geschriebenen Horror-Geschichte?
Anno 2020 veröffentlichte Abo das Buch „Mayhem – live in Leipzig“, welches neben seinen Erinnerungen an wahrlich legendäre Konzerte und Drumherum auch seinen Briefwechsel mit Mayhem-Gitarrist und Black-Metal-Ikone Euronymous enthielt – allein deshalb eine Pflichtlektüre für Genre-Fans und daran Interessierte; nicht zuletzt, weil Abo anhand von Originaldokumenten Perspektiven eröffnen konnte, die manch ideologisch geprägter Engfassung von "True Norwegian Black Metal" mit entwaffnender jugendlicher Naivität widersprachen.
In seiner Erzählung von der 16-jährigen Hellgard, genannt Hella, spielt ein Song bzw. Songtext des schwedischen Black-Metal-Projekts Bathory eine entscheidende Rolle, denn Tod und Verderben treten auf den Plan, als die vom Landleben gelangweilte Teenagerin bei der Übersetzung der Horror-Lyrik in eine andere Welt eintaucht…
Wer ihr darin begegnet und was alles wie geschieht, davon soll hier zunächst keine Rede sein, nur so viel sei gleich verraten: Es geht derbe zur Sache… Im Begleitschreiben zu seinem Buch betont Abo, wie wichtig es ihm ist, mit seiner Erzählung zu untermauern, dass es sich bei den Genre-Gründern keineswegs um Neonazis handelte, und dass er mit seiner "Hommage an die einstigen Ikonen (…) des ursprünglichen Black Metal" den Fokus auf einen "mystischen Duktus, die alte Mantik und impressionistischen Naturmythos" richten möchte. Im Buch klingt das zum Beispiel so:
Dieser Zauberwald ist wie eine Offenbarung, denkt sie. Es riecht modrig und nach nasser Erde, wimmelt aber von kleinen Elfen, Kobolden und Sylphen. Hier ist alles lebendig, sie versteht sogar das Wasser, das sich über Undinen und Trolle beschwert, die es verwirbeln. Es erzählt von Zeiten, als es meterhoch übers Ufer trat und Geröll ins Tal mitriss. Silberne Fische singen ihr Lied von der langen Reise zur Quelle, wo sie ihre Nachkommen zeugen und der See erzählt von den Geistern der Ertrunkenen, die in ihm gefangen sind. Bäume leben, Wurzeln bewegen sich wie Schlangen über dem Boden und säuseln "Tritt nicht auf uns! Brich uns nicht!" (…)
Erdfarbene Alräunchen nisten in den Baumkronen und beobachten sie. Heimtückische Waldtrolle mit blassgrüner Haut und schütterem Haar lauern hinter Felsvorsprüngen. Das unaufhörliche Plätschern des Baches, der den dunklen See speist, erinnert Hella an die undurchdringlichen Drums eines Liedes. Es mutet organisch wie auch dynamisch an, dem tiefen Klang und treibenden Tempo, das zwischen unbändiger Raserei und gleichmäßig donnernden Wirbeln changiert. Es ist, als wähne sie sich in einer spirituellen Erfahrung. Das hier ist true Black Metal, denkt sie. Die Nacht schwebt sanft wie ein finsterer Traum herab, die Schatten kriechen näher.
Vielleicht erinnert sich noch die eine oder der andere an die Erzählung "Die Mondsonnenwiege", die anno 1998 mit dem Debütalbum "The Spring" der deutschen Band Paragon of Beauty erschien und ähnliche Töne anschlug?
Solcherlei Naturmystik bildet in der Erzählung einen malerischen Gegenpol zu Horror und Gewalt, und mit einem geschickten Kunstgriff gelingt es Abo, die Handlung vom Alptraumhaften der Albumcover und Songtexte ins Alptraumhafte realer (?) Geschehnisse gleiten zu lassen und somit Fiktion und Historisches miteinander zu verknüpfen. Wer bis zur Buchmitte "durchhält", der mag sich die Äuglein reiben, welche Gestalten plötzlich eine Rolle spielen, und mit welcher Vehemenz – und ausgesuchtem Vokabular (ein Glossar hätte kaum geschadet) – der Autor ein Potpourri abartiger Grausamkeiten der Leserschaft vor die Füße kotzt. Nicht umsonst also wurde eine Trigger-Warnung auf dem Buch-Cover platziert...
Das als Hardcover-Ausgabe realisierte Buch im DIY-Verlag verbirgt die Verwurzelung des Autors im Punk keineswegs, sondern bereits der Einband wartet mit Antifa-Zahlencodes und -Insignien auf, während im Innenteil auf Seitenzahlen verzichtet wird. Der Preis von 12 € spricht Bände für den Underground-Ethos des Verfassers.
FAZIT: Mit gehörigem zeitlichen Abstand vermittelt ABO ALSLEBENs "Hella im Black-Metal-Land" eine Ahnung davon, wie eine alptraumhafte Erzählung aus der Feder eines jungen Black-Metal-Enthusiasten Ende der Achtziger bis Anfang der Neunziger Jahre hätte klingen können. Seine persönliche Verbindung zu einigen damals wegbereitenden Protagonisten verleiht der holterdipolternden Horror-Handlung eine Authentizität, die wohl vor allem jene nachvollziehen können, die Musik noch beim Stöbern in Plattenläden oder mittels Tape-Trading entdeckten. Ja, "Hella…" ist völlig aus der Zeit gefallen, und steht den perversen Gewaltphantasien von Death- und Black-Metal-Plattencovern wie -Songtexten in nichts nach. Zweifelsohne: Dieses Buch ist ein einziger Alptraum.
- 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
- 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
- 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
- 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
- 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
- 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
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- Bass - Quorthon
- Gesang - Dead
- Gitarre - Euronymous
- Schlagzeug - Abo Alsleben
- Mayhem live in Leipzig: Wie ich den Black Metal nach Ostdeutschland brachte (2020)
- Hella im Black-Metal-Land (2024)