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Steve Leon & The Accusations: Louche (Review)
Artist: | Steve Leon & The Accusations |
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Album: | Louche |
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Medium: | LP/Download | |
Stil: | Alternative-Country |
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Label: | Off Label records | |
Spieldauer: | 18:02 | |
Erschienen: | 26.05.2023 | |
Website: | [Link] |
Vom Punk zum Country ist es nur ein kleiner Schritt wie STEVE LEON & THE ACCUSATIONS zeigen. Wobei „Louche“ sicher keine heimliche Affäre eines Punks mit Vorliebe zu musikalischer Folklore ist.
Vielmehr klingt die Musik wie ein Stressventil der beteiligten Künstler. Der emotionale Ballast, der sich aufgrund der vergangenen Jahre zwangsläufig angestaut hat, führt den Rädelsführer Steve Leon in diesem Fall auf die Fährte musikalischer Folklore. Dazu kommt ein Schuss Country und fertig ist eine achtzehnminütige Auszeit vom Alltag.
Die Geigen in „Don’t let anyone in“ erzeugen ein bedrückendes Gefühl, welches die Thematik (die Beziehung mit einem psychisch kranken Menschen) einerseits schmerzlich vertont, andererseits klingt da immer auch die Liebe für den anderen durch. Das muss nicht zwingend in Depressionen enden, kann gegenteilig sogar eine Menge Kraft spenden und doch drücken sowohl der Text als auch die Musik beständig auf die Tränendrüse.
„The restless kind“ klingt da zunächst etwas lockerer, auch dank des zweistimmigen Gesangs, aber auch hier ist eine gewisse Schwere kaum von der Hand zu weisen. Der Song dreht sich auch um verlorenes und gegebenes Vertrauen, was den intimen Charakter passend unterstreicht.
In „Too little too late“ darf dagegen auch getanzt werden. Zwar dient auch hier die Bewegung eher dem Vergessen, denn auch wenn es nur ein wenig zu spät war, so ist das besungene Ideal der Liebe, des einzig wahren Lebenspartners, eben verpasst worden.
Ob es da aber wirklich besser ist, sich im „Winter Garden“ der Depression hinzugeben, ist natürlich fraglich. Auf jeden Fall klingt der Song eine ganze Ecke betrübter. Zeilen wie: „Here I am, trying to forget your name“, zeugen nicht wirklich von einem persönlichen Happy End. Die melancholische Geige könnte die Stimmung jetzt vollends ins Tal der Tränen stürzen. Aber da ist ja noch der Gesang, der in diesem Fall tatsächlich ein wenig Aufbauarbeit leistet.
Das stimmliche Zusammenspiel von Steve Leon und Mila Francis klingt zwar keineswegs erheiternd, aber in den Worten scheint eine fundamentale Wahrheit zu liegen: Das Leben ist jetzt und hier. So schmerzlich die Vergangenheit war, die Gegenwart hat das Potenzial einen anderen Weg zu bereiten. Denn der Schatten den eine vergangene Liebe wirft, ist auch immer ein Anreiz für einen Neuanfang, selbst wenn das im Moment nicht immer klar ist.
Daran knüpft auch „All I can give“ an. Das Gefühl innerer Leere ist schmerzhaft, vor allem wenn diese Leere vom Verlust persönlicher Liebe herrührt und doch klingt dieses Stück keineswegs verzweifelt. Ja, Melancholie ist ein ständiger Begleiter von STEVE LEON & THE ACCUSATIONS, aber am Ende geht es immer darum durchzuhalten, sich selbst treu zu bleiben und ehrlich zu sich zu sein. Diese persönliche Reflektion verlangt Kraft, Eigenakzeptanz und Mut, denn das Spiegelbild ist nicht immer angenehm zu betrachten. Aber letzten Endes lohnt sich diese Anstrengung, denn an emotionalen Herausforderungen lässt es sich wachsen.
FAZIT: STEVE LEON & THE ACCUSATIONS liefern mit „Louche“ eine stimmungsvolle erste Visitenkarte ab. Zwischen Indie, Folk und Country überzeugt die Musik vor allem durch ihre Emotionalität und die persönlichen Eindrücke der Texte. Damit hat diese EP nicht nur aufgrund der knappen Spielzeit das Potenzial für einige zusätzliche Runden auf dem Plattenteller.
- 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
- 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
- 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
- 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
- 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
- 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
- Don’t let anyone in
- The restless kind
- Too little too late
- Winter Garden
- All I can give
- Bass - Kristof Van de Vliet
- Gesang - Steve Leon, Mila Francis
- Gitarre - Steve Leon, Mila Francis, Yannick Hermans, Bouke Cools
- Schlagzeug - Tim Martens
- Sonstige - Mila Francis (Violine, Mandoline), Bouke Cools (Banjo)
- Louche (2023) - 12/15 Punkten
- Borrowed Time Bonanza (2024) - 12/15 Punkten
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