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Mick Flannery: Goodtime Charlie (Review)

Artist:

Mick Flannery

Mick Flannery: Goodtime Charlie
Album:

Goodtime Charlie

Medium: CD/LP/Download
Stil:

Singer/Songwriter, Folk

Label: ONM Label Services
Spieldauer: 50:23
Erschienen: 15.09.2023
Website: [Link]

Wer wissen möchte, wie der irische Songwriter MICK FLANNERY zur Zeit tickt, der sollte sich einmal das Video zur Ankündigung seines achten Studio-Albums „Goodtime Charlie“ anschauen, denn dort legt der Meister offen, wie er sich derzeit als Songwriter am wohlsten fühlt: Im konstruktiven Austausch mit Kollegen nämlich. „Goodtime Charlie“ zeigt Flannery ergo im Co-Writing-Modus mit Songwritern wie ANNA EGGE (mit der er während der Pandemie gleich drei Songs basierend auf Telefongesprächen schrieb), JUSTIN STANLEY, ADAM LANDRY, ANDREW 'CHRISTY SKULLS' HOUSE, TIANNA ESPERANZA sowie seinem langjährigen Partner und Produzenten TONY BUCHEN.

Damit aber noch nicht genug: Während MICK FLANNERY zwar nach wie vor Songs aus einer sehr empathischen, persönlichen Perspektive zu schreiben weiß, handeln diese selten von ihm selbst. Stattdessen erschafft er Charaktere wie zum Beispiel den Titelhelden „Goodtime Charlie“ - ein Typ, der alles tun würde, um eine gute Zeit zu haben – in dessen Rolle er dann als Erzähler schlüpft. Oder aber er bittet Kollegen an seiner statt Partien in seinen Songs zu übernehmen, die er dann letztlich eher wie ein Theaterregisseur dirigiert, anstatt sie als bloße musikalische Erfüllungsgehilfen zu sehen.

So bat er etwa VALERIE JUNE in dem Song „The Fact“ die Rolle der Mutter eines Opfers eines Verkehrsunfalls zu 'spielen' oder er wies ANAÏS MITCHELL die Persona einer älteren amerikanischen Frau zu, die in dem - als Reaktion auf den Tod George Floyds geschriebenen Song „Minnesota“, mit Entsetzen auf die gesellschaftspolitischen Veränderungen in den USA blickt und zu dem Schluss kommt, dass sie heutzutage als Hüterin auf ihr Land blicken muss, während sie sich früher noch unter dessen Schutz stellen konnte.

So weit, so gut – aber warum macht so etwas jemand, der mit 4 von 7 seiner Veröffentlichung an die Spitze der irischen Charts gelangte, sich in den USA als erfolgreicher Live-Act etabliert hat, der vor allen Dingen aber darauf besteht, seine Texte dann doch alleine schreiben zu wollen und der nicht zuletzt gerade an einem Musical basierend auf seinem allerersten Album arbeitet?
Nun MICK FLANNERY erklärt das so, dass er Gefallen daran gefunden hat, in der Zusammenarbeit mit Kollegen auf neue musikalische Ideen und dadurch auch auf Inspirationen für seine Texte kommen zu können.

Und was die Besetzung seiner Songs mit Gast-Charakteren betrifft, so hat das unmittelbar mit seiner Verehrung des verstorbenen JOHN PRINE zu tun, auf dessen Label „Oh Boy Records“ er seit kurzem in den USA eine Heimat gefunden hat. Denn stets hatte Flannery Prines Kunst bewundert, persönliche Songs mit universellem Charakter schreiben zu können, die klingen, 'wie aus dem Mund einer anderen Person'. Das ist dann auch das erklärte Ziel Flannerys als Storyteller – und zugleich der Grund dafür, warum er das Texte-Schreiben lieber für sich beansprucht, denn um dieses Ziel zu erreichen, ist für ihn notwendig, dass die Songs einen bestimmten Ton aus einer bestimmten Perspektive erhalten – auch wenn es nicht die eigene sein muss; und das sei ein Ziel, das nicht erreicht werden könne, wenn mehrere Lyriker sich mit ihrer Sicht der Dinge zusammenraufen müssten.

Ohne Frage hat Flannery seinen Ansatz gut durchdacht und fundiert unterlegt. Es spricht für seine Kunst als Songwriter, dass er trotz aller für ihn neuen Ansätze auch mit „Goodtime Charlie“ eine gewisse Zeitlosigkeit und seine Identität als MICK FLANNERY bewahren konnte.

FAZIT: Die Texte für seine Songs schreibt MICK FLANNERY auch auf Studio-Album Nummer 8 lieber alleine. Ansonsten öffnet er sich aber in jeder Hinsicht auch den Ideen seiner Kollegen, mit denen zusammen „Goodtime Charlie" zu einem weitestgehend kollaborativen Projekt erweiterte. Seine Begründung dafür lautet, dass die Zusammenarbeit auf der musikalischen und performerischen Ebene ihm und seinen Mitstreitern und Gästen mehr Freiheiten ließ, was auch für ihn zu interessanten Ergebnissen in musikalischer und arrangementstechnischer Hinsicht führte. Und so überraschen Songs wie der fast schon poppige Titeltrack, das rockige „Someone To Tell It To", der über Scat-Vocals entwickelte Gospel über den Sinn des Lebens „Young", das mit Bläsern im TOM WAITs Stil angereicherte „Shalom" und natürlich das als mit Streichern verzierte, soulige Ballade angelegte Musikdrama „The Fact" mit musikalischen Ideen, die eine Spur größer und reichhaltiger ausgefallen sind, als das, was MICK FLANNERY für gewöhnlich alleine im stillen Kämmerlein ausbrütet.

Ullrich Maurer (Info) (Review 2028x gelesen, veröffentlicht am )

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Wertung: 12 von 15 Punkten [?]
12 Punkte
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Tracklist:
  • Neon Tonight
  • Goodtime Charlie
  • OKLA
  • Machine
  • Someone To Tell It To
  • Give Me Up
  • Old Friend
  • Shalom
  • Young
  • The Fact
  • Morning Rain
  • Minnesota
  • What They Say
  • Push The Cart

Besetzung:

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