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Phantom Corporation: Time And Tide (Review)

Artist:

Phantom Corporation

Phantom Corporation: Time And Tide
Album:

Time And Tide

Medium: CD/LP/MC/Download
Stil:

Death / Thrash / Crust

Label: Supreme Chaos Records
Spieldauer: 42:08
Erschienen: 12.12.2025
Website: [Link]

Es scheint so, als ob sich die Herren von PHANTOM CORPORATION darauf verständigt hätten, "Time And Tide" nach einem Gruppen-Termin zur Wurzelspitzenresektion aufzunehmen – ohne Betäubung, versteht sich. Die in jener ohnmächtig durchgemachten Tortur angestaute Wut und Verzweiflung muss sich folglich Bahn brechen, und was bietet sich da besser an als ein musikalisches Abräumkommando, das keinen Stein auf dem anderen lässt?

Wem dieser Verdacht zu weit hergeholt scheint, höre "Time And Tide" auf eigene Gefahr und lasse sich von den Norddeutschen im Direktkontakt eines Besseren belehren – das Stelldichein wird so romantisch schon nicht werden.

Der Opener "Frantic Disruption" hält sich gar nicht erst mit Begrüßungsfloskeln auf und versteckt den Vorschlaghammer auch nicht hinter einem Strauß bunter Blumen, sondern schlägt von Beginn an zielgerichtet zu. Die Rhythmusfraktion gefällt sich in unentwegter Gemeinheit, während das Gitarrenduo keine Mühen darauf verschwendet, Annäherungen an Melodien auch nur ansatzweise gefällig zu gestalten, das kurze Solo in der Songmitte trägt den Titel "friss und stirb". Insofern ist es nur folgerichtig, dass Sänger Leif seinen Unmut über die erwähnte chirurgische Behandlung mit blutigem Auswurf kundtut.

Wer nun hofft, dass die extreme Aggression mit "Dead Of Night" zurückgeschraubt wird, sucht im Baumarkt auch immer noch die Farbe Haumichblau. Ungeachtet dessen wagt das Gitarrenduo einen fulminanten Ausflug in den Heavy Metal, und das folgende "Crushed" (ja, solche Titel dürfen als Warnung verstanden werden) kombiniert in der ersten halben Minute das Lauernde von Slayer mit der Melodik einer von den Thrash-Göttern inspirierten Döds-Metal-Band, doch halten sich PHANTOM CORPORATION nicht groß mit solcherlei Götzendienst auf und attackieren den Mosh Pit mit crustigem Thrash, über den sie eine kurze Woge Death-Metal-Erhabenheit fließen lassen. Das "Krokodil" schließt mit bösen Akkordfolgen binnen Sekunden zu Death Wolf auf und hinterlässt nach anderthalb Minuten nur abgenagte Knochen in einem Blutbad.


Die Tempoverschleppung mitten im weithin im Thrash und Death Metal wildernden "Pound Of Flesh" macht also Sinn, geht jedoch keineswegs mit einer Schonung der Stimmbänder einher, während verzweifelt gegen Geldmacherei durch Kriegstreiberei gewettert wird und das Fazit eindeutig ausfällt: "There is no hope / No fucking hope / No hope / No fucking hope / Just war!" Auch in dieser Hinsicht laden uns PHANTOM CORPORATION in ein gnadenloses Stahlbad ein. Kämpferisch geht es mit "To The Hilt" weiter, dessen Chorus bei Konzerten aus vielen Kehlen erklingen sollte, bevor der Titelsong die Verdichtung aller PC-Trademarks mit einer unterschwelligen metallischen Eleganz vollzieht, so als ob die Band zumindest andeuten wollte, dass sie prinzipiell auch das Handwerk ohne groben Knüppel verstünde – diesen jedoch nicht beiseitelegt, um ihn beispielsweise gegen einen Zauberstab einzutauschen.


So hässlich und gemein geht es weiter, und die Hoffnung, dass in dem einen oder anderen metallischen Melodiebogen Versöhnliches aufblitzt, wird von der Band stets handstreichartig abgeräumt. Um allerletzte Zweifel an der totalen Vernichtung auszuräumen, wird in "Crisis" das Gaspedal auch mal ganz tief durchgedrückt, und es hat eine innere Logik, dass wir mit dem das Album beschließenden Long Track (5:34 Minuten) unausweichlich auf die "Western Apocalypse" zusteuern, in der nicht nur Candlemass bis Obituary gehuldigt wird, sondern auch der Blick in den Spiegel ein zeitgenössisches Portrait von uns Menschen im derzeitigen "Come Of Souls" enthüllt: " Oppressing the masses with hideous lies / Despair-ridden hearts and distracted minds / Vomiting hate from the pulpits of scorn / Where the hell did it all go wrong? / Western apocalypse / The rift of doom cannot be bridged"


FAZIT: Intensiv krachen lassen es PHANTOM CORPORATION auf "Time And Tide" nahezu unentwegt, und obwohl der Angriffsmodus keine völlig ungewöhnlichen Manöver bereithält, macht die Durchschlagskraft der elf absolut dicht arrangierten Songs Staunen – vorausgesetzt, nach dem Dauerfeuer ist eine solche Wahrnehmung überhaupt noch zu spüren.

Thor Joakimsson (Info) (Review 165x gelesen, veröffentlicht am )

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Wertung: 12 von 15 Punkten [?]
12 Punkte
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Tracklist:
  • Frantic Disruption
  • Dead Of Night
  • Crushed
  • Krokodil
  • Pound Of Flesh
  • To The Hilt
  • Time And Tide
  • Sorcerer
  • For All The Wrong Reasons
  • Crisis
  • Western Apocalypse

Besetzung:

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