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Deep Purple: Made In Japan – Steven Wilson Remix (Review)

Artist:

Deep Purple

Deep Purple: Made In Japan – Steven Wilson Remix
Album:

Made In Japan – Steven Wilson Remix

Medium: Do-LP/LP&CD-Box/Limit. Box/Remaster/10LP-Box
Stil:

Hardrock, Kult, Live

Label: Universal Music
Spieldauer: 76:35
Erschienen: 15.08.2025
Website: [Link]

„Wir sind um die halbe Welt gereist und das Publikum hat jedes Wort mitgesungen. Es war magisch!“ (Roger Glover im Rahmen von „Made In Japan“)

Wie fängt man die Review zu einem Live-Album an, das seit seiner Erstveröffentlichung im Jahr 1972 Millionen von Menschen begeisterte und mitriss?
Das eine Band auf ihrem Live-Zenit präsentiert, aber nicht in Europa, sondern in Japan, wo ihnen die Herzen und Ohren der sonst so zurückhaltenden Japaner entgegenfliegen, weil man sich der Klanggewalt und dem Einfallsreichtum sowie den gewagtesten Soli aller beteiligten Musiker einfach nicht entziehen kann, genauso wenig wie den leidenschaftlichen Kämpfen zwischen Sänger und Gitarristen, die sich die Töne entgegenfeuern, damit der eine diese genauso wie ein Echo wiederholt.
Und wenn man denkt, das ist nicht mehr zu steigern, dann belehren die Musiker einen da von ihrer Bühne runter eines Besseren.
Sogar die verrücktesten Legenden ranken sich um das Album und ganz besonders um „Child In Time“. Denn es gab ein unglaubliches Gerücht, dass genau nach 10 Minuten und 2 Sekunden ein ohrenerschütternder Knall zu hören ist. Hier wurde tatsächlich behauptet, ein wild gewordener Fan hatte sich genau in dem Moment erschossen – und sogar Ian Gillan wurde dazu befragt, der locker wie entspannt antwortete: „Oh, davon habe ich ja noch nie gehört... Es ist wahrscheinlich eine erfundene Tatsache, wie die meisten Dinge rund um das Album...“


Trotzdem hört man diesen Knall nunmehr unter einem völlig neuen Aspekt und mit ganz anderen Ohren. Und man hat mal wieder 'als Experte' ein weiteres Gerücht zu genau dem Album parat, das der 'Rolling Stone' 2012 in seinem Ranking der sechs besten Live-Alben aller Zeiten aufnahm (was absolut kein Gerücht ist).

Dieses Album jedenfalls hat längst Geschichte geschrieben.
Und schreibt sie immer noch – auch nach 53 Jahren.
Die Rede ist von „Made In Japan“ und DEEP PURPLE (in der sog. 'Mark II'-Besetzung), die mit dieser Doppel-LP ein Referenzwerk schufen, das einem zeigt, ab wann man in die Ruhmeshalle der Besten übertreten kann und das in gewisser Weise auch unerreichbar war und ist. Es gibt sogar einen Begriff, der sich dafür längst eingebürgert hat: 'Die Mutter aller Live-Alben!'
Kann man daran überhaupt noch was verbessern?
Aber klar doch, dachte sich zumindest der Klangzauberer STEVEN WILSON und legte nun dieses wahrhafte Sound-Live-Spektakel „Made In Japan – Steven Wilson Remix vor, das einen die Aufnahmen stellenweise sogar unter einem ganz neuen (eben klang-, aber keinesfalls konzerttechnischem) Licht bzw. Sound (noch austariertere Stereo-Effekte sowie Höhen und Tiefen) erscheinen lässt.
Oder um Wilson gleich selber zu Wort kommen zu lassen: „Es ist alles so, wie es damals in der Nacht passiert ist. Das Album hat eine Kraft und einen Sinn für Hingabe, den man im Studio nie ganz einfangen konnte. Hoffentlich fühlt es sich mit dem neuen Mix noch mehr so an, als wäre man live dabei gewesen."


Allerdings sieht das der DEEP PURPLE-Bassist Roger Glover, der maßgeblich für die Auswahl der Aufnahmen, die aus den drei Japan-Konzerten, welche dann auf dem Doppel-Album landeten, verantwortlich war, aus einem doch deutlich anderen Licht, wie man in einem Interview im '*Classic* Rock (09/25)'-Magazin mit ihm erfährt. Denn einerseits sagt ihm persönlich Mr. Wilson nicht sonderlich viel, dessen Musik interessiert ihn nicht und auch die 'Neu-Aufnahme' der alten Tracks hatte er bis zu dem Interview nicht gehört, weil DEEP PURPLE nicht eingebunden oder befragt wurden. Das war alles Sache der Plattenfirma, was diesen „Made In Japan – Steven Wilson Remix“ betrifft.

Irgendwie befällt einen in dieser Beziehung der Eindruck, dass der 79-jährige Bassist (für den nur das Ur-Album wortwörtlich als 'sakrosankt' – also unantastbar, heilig und unverletzlich – gilt), der damals live auf den Bühnen in Tokio und Osaka stand, nicht wirklich begeistert von dieser Neuauflage ist, da er eben besonders stolz darauf ist, dass damals Ian Paice und er die Songs auswählten, welche die Live-Qualitäten von DEEP PURPLE völlig unverfälscht und ohne jegliche Overdubs oder Nachbearbeitungen präsentierten.
Daher landeten die meisten Aufnahmen des zweiten Konzerts in Osaka auf den zwei LP's, weil DEEP PURPLE beim ersten (daraus ist nur „Smoke On The Water“ einzige „Made In Japan“-Aufnahme) noch etwas zurückhaltend spielten, da sie wussten, dass das Konzert aufgenommen wurde, was sie etwas verkrampfte.


Beim zweiten Konzert war's ihn völlig Ritze (Schließlich reden wir hier über DEEP PURPLE) und sie spielten frisch und frei drauflos, sodass von den insgesamt sieben Stücken gleich vier aus dem Osaka-Konzert vom 16. August 1972 stammen, inklusive das eine komplett die letzte Plattenseite füllende „Space Truckin'“ samt dem „Fools“-Moment, wobei Blackmore seine Gitarre mit einem Cello-Bogen spielt.

Roger Glover jedenfalls bringt mit klaren Worten zum Ausdruck, dass es (aus seiner Sicht leider) jede Menge Remixe des Albums gibt, er sich aber nicht im Geringsten die Mühe macht, diese auch anzuhören.
Klare Worte und klarer Standpunkt.
Trotzdem wird es viele Freunde und Fans der Band begeistern, dass es nunmehr aus den Händen von Mr. Wilson einen weiteren sehr gelungenen Mix von „Made In Japan“ gibt, der sich deutlich an das Original hält, aber einen auch ein wenig (und zwar ziemlich geschickt) auf den Holzweg führt. So erscheint auf den ersten Blick das goldene Klappcover, das nur um den Untertitel 'Steven Wilson Remix' erweitert wurde, original dem ursprünglichen nachgestaltet. Doch ein intensiver Blick verrät dem Kenner sofort, dass das zentrale Front-Foto im Zentrum des Goldrahmens ein anderes ist.


Denn hier sehen wir die Musiker nun statt von vorn auf der Bühne (Original) diesmal von hinten mit Blick ins Publikum (Wilson-Remix). Dafür aber ist genau diese Blick-Richtung zum Publikum deutlich erweitert worden.

Zum Schluss darum noch eine kleine Plauderei aus dem DDR-Nähkästchen des Kritikers: Ich kann mich noch genau so, als wäre es gestern gewesen, daran erinnern, wie ich, nachdem ich mir dieses Album auf dem Schwarzmarkt für den 'läppischen' Preis von 250 DDR-Mark (auch Alu-Chips genannt) besorgt hatte, es mit zittrigen Händen auf meinen deutlich preiswerteren Plattenspieler legte. Und ja, dieses Album war jeden einzelnen Alu-Chip wert, so schwer ich mir diesen auch erschuftet und angespart hatte. Seitdem haben wir zwei natürlich eine sehr innige Beziehung, die einem wahren 'Ohrgasmus' gleichkommt!


FAZIT: Instinktiv wurde natürlich im Vorfeld dieser Review zu „Made In Japan – Steven Wilson Remix“ erst einmal die ursprüngliche, 53 Jahre alte Doppel-LP von „Made In Japan“ aus dem Plattenschrank geholt und komplett durchgehört. Schon das ist ein wahrer Genuss, was einem da DEEP PURPLE anno 1972 live in Japan zu bieten haben. Auch der Sound samt guter Stereo-Effekte darf durchaus als (für diese Zeit) wirklich beeindruckend bezeichnet werden. Doch nun kommt der Klangzauberer Wilson ins Spiel und präsentiert 'seinen' „Made In Japan – Steven Wilson Remix“. Die Höhen noch ein wenig höher, die Bässe mitunter auf eine wummernde, fast vibrierende Tiefe gebracht und die Stereo-Effekte deutlicher ausbalanciert. Manchmal scheint es sogar so, als wären die Instrumente, besonders während der Soli, mehr in den Vordergrund und die Stimme etwas stärker nach hinten gemischt worden („Highway Star“). Aber das könnte auch täuschen. Was nicht täuscht ist die Tatsache, dass der beinharte DEEP PURPLE-Fan auch an dieser Variante von „Made In Japan“ viel Freude haben wird, denn die Erinnerungen an ein dermaßen großartiges Live-Album sind – egal wie oft man sie auch aufwärmt – immer wieder fantastisch.


PS:Made In Japan – Steven Wilson Remix“ ist auch als „Super Deluxe Edition“ erhältlich und enthält neue Stereo- und Dolby-ATMOS-Mixe. Zudem wurden alle drei Konzerte sowie einige seltene Single-Edits von Richard Digby neu abgemischt. Weiterhin gibt es exklusiv über den offiziellen Künstler-Shop noch eine 10LP-Vinyl-Edition für die besonders gut betuchten DEEP PURPLE-Fans als speziellen Leckerbissen zu erstehen.


Thoralf Koß - Chefredakteur (Info) (Review 68x gelesen, veröffentlicht am )

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  • 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
  • 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
  • 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
  • 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
  • 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
  • 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
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Tracklist:
  • Seite A (19:14):
  • Highway Star (Osaka, 16. August 1972) (6:49)
  • Child In Time (Osaka, 16. August 1972) (12:25)
  • Seite B (17:12):
  • Smoke On The Water (Osaka, 15. August 1972) (7:39)
  • The Mule (Tokio, 17. August 1972) (9:33)
  • Seite C (20:27):
  • Strange Kind Of Woman (Osaka, 16. August 1972) (9:36)
  • Lazy (Tokio, 17. August 1972) (10:51)
  • Seite D (19:42):
  • Space Truckin' (Osaka, 16. August 1972) (19:42)

Besetzung:

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Interviews:
  • keine Interviews
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